Lucian Freud
Eli
2002
Radierung auf White Somerset Textured Paper
78 x 95 cm
Sammlung Lambrecht-Schadeberg
© The Estate of Lucian Freud/Bridgeman Images
Die aus Freuds Spätwerk stammende Radierung Eli zeigt im Gegensatz zu seinen Bildnissen menschlicher Protagonist*innen ein Hundeportrait, das die Bedeutsamkeit von Tierdarstellungen im Oeuvre des Malers hervorhebt.
Auf der Suche nach dem wahrhaftigen Portrait, ungeachtet von jeglicher Selbstbeherrschung und rationaler Empfindsamkeit, erweckten somit auch Tiere Freuds Interesse. Die beiden Whippets Eli und Pluto inspirierten ihn zu zahlreichen Radierungen, in denen er seine eindringlichen Schraffuren mit der Radiernadel unmittelbar in die Metallplatte ritzte. Während Pluto Freud selbst gehörte, war Eli der Whippet seines Assistenten David Dawson.
Hunde begeisterten Freud insbesondere aufgrund ihrer Lebensfreude und ihres ehrlichen, unverstellten Charakters: „Was mich veranlasst sie zu malen, ist das Leben, das in ihnen steckt und in dem sie stecken."
Nach dem Tod Plutos ist es vor allem Eli, der vermehrt in seinen Arbeiten auftaucht. Die Radierung zeigt den Hund in einer seitlich schlafenden Position. Dabei ist das Vorderbein träumerisch angewinkelt, als würde der Whippet in einer Laufbewegung verharren. Auffällig ist, dass Freud den Hund nicht in der Manier eines Tierstilllebens malt, sondern ihn mit individuellen Eigenschaften ausstattet. Darauf verweisen das friedlich geschlossene Auge, das angelehnte Ohr und der eingezogene Schwanz des schlafenden Whippets, die einen intimen Einblick in die Hundeseele evozieren. Es wird deutlich, wie sehr Freud bemüht zu sein schien allen Portraitierten den gleichen Rang zuzusprechen ohne zwischen menschlichen und tierischen Sujets zu unterscheiden : „In allem steckt eine Autobiografie und bei allem handelt es sich um ein Portrait.“ Genau jener Anspruch eines Portraits wird bei Eli deutlich.