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Blick ins Grüne, Landschaften bei Freud, Morandi, Sander und Struth - Entdecken - Museum für Gegenwartskunst Siegen
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Blick ins Grüne
Landschaften bei Freud, Morandi, Sander und Struth
Gespräch mit Kurator Christian Spies

Warum fasziniert das Motiv der Landschaft nicht nur Künstler*innen seit Jahrhunderten, sondern auch uns als Betrachter*innen? Auf den ersten Blick handelt es sich nur um verkleinerte und vereinfachte Abbilder von Naturräumen in Bildern, die nur wenig mit dem unmittelbaren Erleben von Natur zu tun haben.
Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts war es mit den neu erfundenen Farbtuben möglich, das Atelier zu verlassen und inmitten der freien Landschaft zu malen. Genauso war die noch junge Fotokamera zum „Pencil of Nature“ geworden, wie sie der englische Fotograf William Henry Fox Talbot nannte, mit dem sich die Landschaft unmittelbar und ohne die Künstlerhand einschreiben konnte. Gleichwohl sind es genau diese unterschiedlichen Übersetzungen von Natur in Bild, mit denen das Motiv der Landschaft bis in die Gegenwart aktuell bleibt.

Wandernd erkundet August Sander in den 1930er/1940er Jahren die ständig wechselnden Landschaften des Mittelrheins in kleinformatigen Fotografien. Sein Fotografenkollege Thomas Struth dagegen vergrößert seine Aufnahmen auf Wandgröße und konfrontiert seine Betrachter*innen mit dem abstrakten Dickicht von Urwäldern aller Kontinente. Der Maler Lucian Freud bleibt wiederum in seiner eigenen Londoner Umgebung: in seinem Garten in Kensington oder dem Hinterhof seines früheren Ateliers in Paddington. Dort übersetzt er unförmige Müllhaufen und die Bretterbuden seiner Kinder in seine schonungslos realistische Malerei. Auch Giorgio Morandi beschränkt sich allein auf seine direkte Nachbarschaft der Stadtlandschaften Bolognas und die Umgebung seines Landhauses in Grizzana. Wie ein abstrakter Maler erkundet er hier, wie sich die Flächen von gebauter Architektur und gewachsener Natur zueinander verhalten. Dabei kann ein Zaunpfahl, eine Stromleitung oder ein Schornstein zum Hauptprotagonisten eines Bildes werden.

Der Blick auf die ausgewählten Künstler zeigt bereits, worin die Faszination an der Landschaft besteht: Es geht weniger um die Wiedergabe, das Abbilden von Landschaft im Bild. Vielmehr geht es darum, die Landschaft neu als Bild entstehen zu lassen. So werden diese Bildlandschaften auch für uns als Betrachter*innen zu unbekannten Räumen, die es mit dem Auge zu erkunden gilt.

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