Anna Boghiguian wurde einer breiteren Öffentlichkeit durch ihre Beiträge zu Großausstellungen wie der dOCUMENTA 13 oder im armenischen Pavillon der 56. Biennale di Venezia bekannt. Wie bei anderen Künstlerinnen ist auch bei ihr auffallend, dass ihre Arbeit eher spät entdeckt wurde, als sie bereits in ihren Sechzigern war. Anders betrachtet, ist an ihrer Biografie wiederum ablesbar, dass erst Einladungen zu Großausstellungen sie zu raumgreifenden Arbeiten motivierten bzw. ihr diese seit ihren Erfolgen erst ermöglicht wurden. Aus Wortmeldungen der Künstlerin geht hervor, dass sie dem Ausstellungsbetrieb zu Beginn eher reserviert gegenüberstand. Als sie bei einer Reise durch das ehemalige Jugoslawien ihren Koffer mit ihren Kunstwerken verlor, entschied sie sich, ihre Werke besser „an die Öffentlichkeit zu verlieren“ und diese auszustellen. Jene, die das Privileg hatten, mit Anna Boghiguian zusammenzuarbeiten, wie Sabine Breitwieser in einer Werkschau 2018 am Museum der Moderne Salzburg, wissen um den trockenen Humor der Künstlerin. Daher widmet sich der Vortrag nicht bekannten Themen wie der Verankerung von Kolonialismus und Globalisierung in der Gegenwart bei Boghiguian, oder dem Nomadentum der Künstlerin, sondern setzt sich mit Momenten von Karikatur im Werk von Boghiguian auseinander.
Sabine Breitwieser lebt als Autorin und Kuratorin in Wien und war bis vor kurzem ein 2020/2021 Getty Scholar am Getty Research Institute in Los Angeles. Von 2013 bis 2018 war sie Direktorin des Museum der Moderne Salzburg. Zuvor, von 2010 bis 2013, hatte sie die Position der Chefkuratorin für Medien- und Performancekunst am Museum of Modern Art in New York inne. Von 1988 bis 2007 war sie Gründungsdirektorin und leitende Kuratorin der Generali Foundation in Wien. Sabine Breitwieser hat mehr als 150 monografische und thematische Ausstellungen in Europa und den Vereinigten Staaten kuratiert und geleitet sowie rund 100 Publikationen herausgegeben und zahlreiche Texte veröffentlicht. Im Jahre 2012 wurde ihr der Yoko Ono Lennon Courage Award for the Arts in New York verliehen.