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Victor Burgin

Formen des Erzählens

Die Ausstellung von Victor Burgin (geb. 1941), Künstler und Theoretiker, mit zahlreichen Fototextarbeiten und Projektionsarbeiten von 1969 bis 2014 ist die erste große Retrospektive des britischen Künstlers in einem deutschen Museum.

Victor Burgin, Mirror Lake, 2013, Still, Courtesy der Künstler

Die Ausstellung zeigt verschiedene Werkphasen von den frühen Konzeptarbeiten der 1960er Jahre, über die politischen Arbeiten der 1970er Jahre bis hin zu jenen Foto- und Projektionsarbeiten, die mit kunsthistorischen, kulturellen, filmischen und architektonischen Referenzen arbeiten und in Auseinandersetzung mit Strukturalismus und Semiotik erzählerische Strategien entwickeln.

Ein frühes konzeptuelles Werk von Victor Burgin ist „25 Feet Two Hours” (1969). Ausgestellt ist ein offener, mit Fotografien und Registerkarten gefüllter Karteikasten. Ein kurzer Text erläutert, dass Burgin den Karteikasten zusammen mit einer Registerkarte jeweils um 1 Fuß (30,48 cm) 25 mal auf dem Boden verschoben und fotografiert hat. Der Betrachter kann diesen Prozess gedanklich nachvollziehen. Noch radikaler ist „Room“ (1970), das aus 18 Schreibmaschinenblättern besteht. Der Betrachter wird aufgefordert, den Raum, die Zeit, Objekte, seine eigenen Gefühle oder die anderer Personen wahrzunehmen. Die Serie „US 77“ (1977) ist eine der frühesten und einflussreichsten Fotoserien, in der Burgin die amerikanische Kultur charakterisiert. Mit Hilfe von Fotografien und Texten arbeitete Burgin die Sprache der Massenmedien zu Allegorien der sexuellen und politischen Macht, der Erinnerung oder der Geschichte um.

In Reaktion auf die Städte, in die er zu Ausstellungen eingeladen wird, entwickelt Burgin „ortsspezifische“ Arbeiten, die Bilder der jeweiligen Städte mit narrativen Elementen aus anderen Zusammenhängen kombinieren. Für Siegen hat er „Occasio“ (2014) realisiert. Die Projektionsarbeit wurde durch das Rubens-Bild „Der siegreiche Held schließt Frieden“ im Siegerlandmuseum inspiriert. Dies verknüpft Burgin mit der Tatsache, dass sowohl Siegen als auch sein Geburtsort Sheffield im 2. Weltkrieg stark bombardiert wurden, auch sind beide Orte maßgeblich vom Bergbau geprägt. Aber er lässt sich auch anregen von einem Film von Chabrol, dessen Erzählschleifen die Struktur dieser Projektionsarbeit prägen. Sowohl auf der bildlichen Ebene, die einen in den Himmel ragenden Förderturm umkreist, als auch auf der Sprechebene spielt eine dramatische Rotfärbung des Himmels eine entscheidende Rolle.

Victor Burgin lehrte u.a. am Institut für Film und Fotografie (London), an der University of California (Santa Cruz) und am Goldsmiths College (London). Seine Arbeiten befinden sich u.a. in den Sammlungen des Museum of Modern Art (New York), des Centre George Pompidou (Paris), der Tate Gallery (London).

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