Menü>Ausstellungen, Rückblick
X
X
Menü>Newsletter

Stefan Panhans

Wann kommt eigentlich der Mond raus?

Die Ausstellung „Stefan Panhans. Wann kommt eigentlich der Mond raus?“ entführt die Besucher in das Innere einer absurden Welt der Unterhaltungsmaschinerie und Selbstinszenierung, der wir ausgeliefert zu sein scheinen.

Stefan Panhans, Who′s Afraid of 40 Zimmermädchen, 2007, Videostil, Courtesy der Künstler

In seinen gezeigten Videoarbeiten und Fotografien erzeugt Stefan Panhans (*1967) eine eigentümliche Stimmung. Man fühlt sich wie in einem Stück des absurden modernen Theaters oder in einer Reality-Soap, wenn man durch die Räume der Ausstellung flaniert.

Die Akteure der Videos befinden sich in surrealer Bühnenkulisse und ergehen sich in theatralischen Mono- und Dialogen. Sie entfalten ihre Zwiespälte auf der Suche nach ihrem Selbst in der entfremdeten Welt mit ihren vielfältigen Identifikationsangeboten. Haltungen, Styles, Posen zählen in dieser Welt in einer beängstigenden Ausschließlichkeit.

Panhans’ Arbeiten repräsentieren trotz oder gerade auch wegen ihrer klaren Künstlichkeit ein wiedererkennbares Stück Zeitgeist. Sie zeigen ein Stück Realität, die bestimmt wird von Konsumverhalten und Selbstinszenierung. Gerade die junge Generation des 21. Jahrhunderts ist geprägt vom Druck, sich den vorgegebenen Schönheitsidealen und dem wachsenden Anspruch der Selbstoptimierung zu unterwerfen.

Der in Hamburg lebende Künstler nimmt so mit seinen Arbeiten eine ganz eigene Position in der zeitgenössischen Videokunst ein. Durch seine eigentümlichen Bildstrategien wird der Zuschauer zu einem Voyeur, der die Paradoxie der Selbstinszenierung nicht übersehen kann: Die fast schon grotesk inszenierte Oberfläche offenbart einen Blick in das desorientierte Innere der Akteure.

Die in Siegen ausgestellten Fotografien liefern andere Einsichten. Sie zeigen schweifende Blicke auf das Abseitige und Unbewusste in der Warenwelt. So bietet die Kunst Panhans’ auf der einen Seite das Formlose, das Flächige, Streuungen und Brechungen. Auf der anderen Seite stehen die getriebenen Individuen, die zu einer Einheit mit dem Bild verschmelzen.

Besonders junge Besucher finden sich in Panhans’ Inszenierungen wieder, sie erkennen vielleicht zum ersten Mal auch die Absurdität dieser exhibitionistischen Maschinerie. Die „Generation Facebook“ steht wie keine Generation zuvor unter dem Druck, sich im Zeitalter der digitalen Kommunikation als Produkt selbst nach außen hin vermarkten zu müssen. Den Besuchern der Ausstellung wird eine neue Perspektive auf diesen Alltag geboten. Manche Ängste oder Zweifel und das Gefühl des ständigen Wechsels von vermeintlicher Kontrolle und Kontrollverlust über die eigene Person dürfen Zuschauer aller Alterstufen miteinander teilen.

Die Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst ist Stefan Panhans’ bisher größte Schau und bietet in zehn Räumen einen einmaligen Blick in die Wort- und Bildgewalt seiner Arbeiten aus den letzten fünf Jahren. Zu sehen sind 7 Videoarbeiten und 35 Fotografien.

1 Publikation