Armin Linke, Aglaia Konrad
concrete & samples
Mit der Ausstellung „concrete & samples“ widmete sich das Museum für Gegenwartskunst Siegen erneut der Fotografie. Als umfassende Gegenüberstellung der beiden Einzelpräsentationen von Aglaia Konrad und Armin Linke stellte die Ausstellung den spezifischen Umgang mit dem fotografischen Bild heraus und sensibilisierte für die Unterschiede der beiden Künstler.
Vieles haben Armin Linke (*1965) und Aglaia Konrad (*1960) gemeinsam – beide Künstler sind unermüdliche Reisende, beide rücken die massiven landschaftlichen und städtebaulichen Veränderungen der Gegenwart ins Bild und beide beziehen sich in rhetorischer Weise auf enzyklopädische und typologische Modelle.Im Gegensatz zur klassischen Architekturfotografie, die in Frontal- oder Seitenansicht monumentale Bauwerke präsentiert, werden Tunnel, Staudämme, Brücken oder Industrieanlagen oft im Blick von oben gezeigt. Daneben, in wechselnden Perspektiven, sind die fotografisch dokumentierten Gebäude in Bezug zum Menschen gesetzt.
Diese gesellschaftliche Bezugnahme, der Dialog zwischen Architektur und Mensch, ist gleichermaßen für die Betrachterrolle entscheidend: Konrad und Linke lehnen die passive Betrachterhaltung, wie es die klassische Architekturfotografie verlangt, ab. Sie nutzen eigene Verfahren der Ausstellungspräsentation und Inszenierung.
Aglaia Konrads raumbezogene fotografische Arrangements bestehen aus einer Vielzahl von Fotokopien, Siebdrucken u.a. auf verschiedenen Trägern wie Glas oder Holz. Einem Bühnenbild ähnlich sind die Tafeln an die Ausstellungswände gelehnt, neben- , über- oder hintereinander gestaffelt, die mobilen Fotografien verschwistern sich mit dem Raum der Ausstellung zu einer für den Besucher – den Flaneur – anregenden Inszenierung. In Variation dazu gibt es Arbeiten, die direkt als Wandtapete auf die Ausstellungswände angebracht sind, auch Video- und Diaprojektionen. Stets entfaltet sich eine Präsentation, die den Betrachter, seinen Maßstab und seine Bewegung berücksichtigt.
Armin Linke präsentiert das fotografische Archiv als solches, es ist nicht länger lediglich ein Werkzeug des Fotografen, das unsichtbar im Hintergrund bleibt. Die mit dem Archivarischen verbundenen Tätigkeiten der Selektion, der Kategorisierung sind immer wesentliches Thema der fotografischen Arbeit des Künstlers. Dabei wechselt die künstlerische Strategie zwischen Systematik und Intuition, zwischen der Trennung und Vermischung, um Hierarchien in Frage zu stellen. Für Linke sind experimentelle Formen des Ausstellungsmobiliars ebenfalls ein wichtiges Element in der Praxis der Ausstellung. Hier wird der Vorgang des Auswählens und des Aufbaus von Serien an den Betrachter delegiert. Es ist für Linke wichtig, die Fotografien sowohl als Einzelbilder zu zeigen als auch innerhalb eines Ordnungssystems. In diesem Zusammenhang ist das „Book on Demand“ zu nennen. Auf der Internetseite von Linke können Interessierte sich selbst ein Buch mit 16 Motiven zusammenstellen, ihnen steht das ganze, nach Kriterien wie Ort, Name, Thema geordnete Archiv des Künstlers zur Verfügung.
Die Ausstellung „Aglaia Konrad, Armin Linke – concrete & samples“ wurde großzügig gefördert durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, die Vlaamse Gemeenschaft und den Freundeskreis des Museums. Förderer der Bildungsarbeit sind die Sparkasse Siegen und die PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur.